Historische Wanderung

am Hietzinger Friedhof mit Willi Führer

Links: Willi Führer, Rechts: Richard Knaus
Links: Willi Führer, Rechts: Richard Knaus

Bei Kaiserwetter startete der Verein der Freunde des Deutschmeisterbataillons  die historische Wanderung am Hietzinger Friedhof mit unserem Fachmann Wilhelm "Willi" Führer. Eine besser im Thema vertiefte Person ist schwer zu finden. Dies bewiesen auch die ersten Schritte am Friedhof, wo "unser" Willi bestens bekannt von den Mitarbeitern herzlichst begrüßt wurde. Willi Führer ist nicht nur ein Kenner der Hietzinger Geschichte, sondern auch ein Urgestein der Deutschmeisterfamilie. Umso mehr hat es uns als Vertreter des Vereins gefreut, dass wir die Gelegenheit zum gemeinsamen Besuch hatten.

Geschichte des Hietzinger Friedhofs

Quellenangabe: Wiener Friedhöfe

1253 überließ der Deutsche Ritterorden im Tauschweg seinen Wirtschaftshof mit der dazugehörigen Kapelle zu "Hyezing" dem Stift Klosterneuburg. Dieses übte ab dem Ende des 13. Jahrhunderts auch die Grundherrschaft über Hietzing aus. Das Gotteshaus, das von 1414 bis 1419 umgebaut und durch die Ungarn (1484 beziehungsweise 1605) sowie in den beiden Türkenkriegen zerstört und wieder aufgebaut worden war, wurde 1685 neu errichtet. 1860 bis 1864 wurde es erweitert. 1865 wurde der alte Turm durch einen neuen ersetzt. Die Kirche entwickelte sich nach der ersten Türkenbelagerung auf Grund einer Legende über die wundersame Errettung von vier Hietzinger Einwohnern durch die Jungfrau Maria zu einem Wallfahrtsort. In ihr war eine Gruftanlage für die verstorbenen Chorherren des Stiftes Klosterneuburg untergebracht. Die Beisetzungen in dieser Gruft waren durch das Hofdekret 1784 untersagt. Hietzing "gehörte zur Pfarre Penzing und bildete eine Filiale derselben". 1534 wurde die Kapelle dem Stift Klosterneuburg inkorporiert. Kaiser Joseph II. hob am 24. Dezember 1782 "die Exemption der Hietzinger Kirche auf und unterstellte sie als Filiale der Pfarre Penzing". Am 4. April 1786 genehmigte Joseph II. die Errichtung der Pfarre Hietzing, der "Schönbrunn als Filiale unterstand". Am 1. Juli 1786 wurde der Augustiner-Chorherr Dr. Eugen Desenbruck feierlich als erster Pfarrer eingeführt.

 

Obwohl Hietzing erst 1786 zur Pfarre erhoben wurde und daher die Verstorbenen des Ortes im "Gottesacker zu Penzing" zu begraben waren, dürfte es bereits vor der Pfarrgründung über einen eigenen Friedhof im Bereich Maxingstraße 6/Trauttmansdorffgasse 1 verfügt haben. Sowohl das "in der Front des Hauses Maxingstraße 6" heute noch eingefügte "alte Friedhofskreuz mit der Jahreszahl 1619" (Theodor Ott) als auch der Hinweis in der "Topographie von Niederösterreich", dass "das Anwachsen des Ortes 1787 die Anlage eines neuen Friedhofes auf dem Künigelberge notwendig" machte, lassen auf das Vorhandensein eines bereits vor 1787 errichteten Friedhofes schließen. Das Hietzinger Heimatbuch (1. Band, Seite 324) verweist auf den "in der Hauptfront des palaisartigen Gebäudes Nr. 6" in der Maxingstraße eingemauerten "Bildstock mit der Jahreszahl 1619" und auch darauf, dass nach mündlicher Überlieferung "hier ein alter Friedhof bestanden haben" soll. ErweiterungenDer "auf der südwestlichen Seite von Hietzing, außer dem Orte" errichtete "Leichenhof", wurde vom Klosterneuburger Stiftsdekan Marcellin Jani am 12. Februar 1787 feierlich geweiht.

 

1794 wurde er um 96 Quadratklafter und 1817 um 134 Quadratklafter erweitert. Bei einer "abermaligen Erweiterung" 1835 wurde der Friedhof mit einer Mauer umgeben. 1861 wurde er in das Eigentum der Gemeinde Hietzing übernommen. Die nächste Friedhofserweiterung im Ausmaß von 1.185 Quadratmetern, die im April 1892 beschlossen wurde, fiel in die Kompetenz der Wiener Gemeindeverwaltung, die nunmehr für den Friedhof zuständig war. Im Mai 1893 genehmigte der Stadtsenat die Errichtung eines an die bestehende Totenkammer "anstoßenden ebenerdigen Traktes" zur Herstellung von "Anstandsorten". Im folgenden Jahr wurden vom Gemeinderat mit dem Ankauf einer dem Stift Klosterneuburg gehörenden Teilfläche (9.350 Quadratmeter) und der teilweisen Einbeziehung einer kommunalen Grundparzelle (2.560 Quadratmeter) zwei weitere Vergrößerungen des Friedhofes genehmigt.

 

1896 wurden die Aufstellung eines Auslaufbrunnens sowie die vierte Friedhofserweiterung im Ausmaß von 9.184 Quadratmetern genehmigt. Von der Herstellung eines Administrationsgebäudes wurde Abstand genommen. Der Bau einer projektierten Leichenkammer wurde auf das folgende Jahr verschoben. Gleichzeitig mit der Friedhofserweiterung wurde die Herstellung einer 71 Meter langen Einfriedungsmauer mit einem Einfahrtstor und zwei Eingangstüren an der Maxingstraße bewilligt. 1897 konnten die im Jahr davor in Angriff genommene Erweiterung abgeschlossen und das "links von der Einfahrt an der Maxingstraße" auf dem Friedhof gelegene "neue Leichenhaus", das "zwei Leichenkammern, einen Vorraum und die Wohnung für einen Wächter" enthielt, errichtet werden. 1904 wurde eine neuerliche Erweiterung des Friedhofes im Ausmaß von 4.340 Quadratmetern grundsätzlich genehmigt. Gleichzeitig wurde der Wiener Magistrat ermächtigt, mit dem Stift Klosterneuburg wegen des gänzlichen Ankaufes jenes Grundstückes zu verhandeln, von dem ein Teil bereits 1894 erworben worden war.

 

1905 gibt das Statistische Jahrbuch der Stadt Wien die Fläche des Friedhofes mit 26.129 Quadratmetern an. Es vermerkt außerdem, dass keine Reserveflächen zur Verfügung stehen. Als interkonfessioneller Friedhof war er zu diesem Zeitpunkt "für die Leichen des ehemaligen Vorortes Hietzing und aus dem Lustschloss Schönbrunn bestimmt". 1906 wurde eine Erweiterung des Friedhofes durch Einbeziehung eines der Gemeinde Wien gehörigen Grundstückes im Ausmaß von 1.350 Quadratmetern "vorbehaltlich der Zustimmung des Obersthofmeisteramtes" genehmigt. Mit 1. Dezember 1906 wurde die "Eigenregie der Gräberausschmückung und des Beerdigungsdienstes im Hietzinger Friedhof" eingeführt. 1907 wurden die in den Jahren davor genehmigten Erweiterungen im Ausmaß von insgesamt 15.967 Quadratmetern durchgeführt. Der "neue Friedhofsteil wurde in Anwesenheit des Vize-Bürgermeisters Dr. Josef Neumayer" am 4. Jänner 1908 feierlich eingeweiht. 1907 wurde außerdem die Bewilligung zum Bau einer "zirka 480 Meter langen Einfriedungsmauer" erteilt.

Willi Führer hat für uns eine umfassende Dokumentation zur zeitlichen Geschichte des Friedhofes und eine Übersicht der besuchten Gräber, darunter auch das Ehrengrab der Wiener Unteroffiziersgesellschaft, erstellt. Beide Dokumentationen finden sich hier zum kostenfreien download. An dieser Stelle ein kameradschaftliches Dankeschön für Dein tolles Engagement!

Download
Der Hiezinger Friedhof von Wilhelm Führer
kostenfreier Download
Hietzinger Friedhof.PDF
Adobe Acrobat Dokument 7.3 MB
Download
kostenfreier Donwolad
Besuchte Grabstätten.PDF
Adobe Acrobat Dokument 12.6 MB