Das als kaiserliches Regiment „Teutschmeister zu Fuß“ aufgestellte spätere k.u.k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 (offizielle Bezeichnung: k.u.k. Niederösterreichisches Infanterie- Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4; umgangssprachlich kurz genannt: Hoch- und Deutschmeister – IR 4) war ein sogenanntes „deutsches“ Infanterie-Regiment der kaiserlich-habsburgischen und der späteren der k.u.k. Armee.
Die folgenden Zeilen sollen eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Punkte zur Frage der historischen Entwicklung und der daraus gelebten Deutschmeister-Tradition aufzeigen.
Das Regiment wurde am 15. März 1695 durch den Churfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, für seinen Bruder Fürstbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, dem späteren „Teutschmeister“, gegründet.
Das Regiment führte in Donauwörth seine Musterung (Anwerbung) durch und wurde auf den vollen Kriegsstand erhöht.
Am 3. Juni 1696 wurde es durch einen Vertrag zwischen Kaiser Leopold I. und dem mittlerweile neuen Hochmeister des Deutschen Ordens Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, in kaiserliche Dienste übernommen. Aufgrund der Übernahme in kaiserliche Dienste, gilt daher dieser Tag als Gründungstag des Regiments. Das nun komplett aufgestellte Regiment hieß zuerst „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“, wurde aber bald nur noch „Teutschmeister“ genannt. Sofort nach seiner kompletten Aufstellung kam es auf den ungarischen Kriegsschauplatz zum Kampf gegen die Osmanen.
In der Schlacht bei Zenta an der Theiß errangen kaiserliche Truppen unter dem Oberbefehl von Prinz Eugen von Savoyen am 11. September 1697 einen bedeutenden Sieg über die Osmanen. Dieser Sieg führte schließlich zum Frieden von Karlowitz, der den Großen Türkenkrieg (1683–1699) beendete.
In dieser Schlacht hat sich das Regiment bestens bewährt und wurde vom Kaiser ausdrücklich belobigt. In den folgenden über 160 Jahren war das Regiment an fast allen Kriegen und Feldzügen beteiligt. Eine detaillierte Aufstellung kann aus platzgründen hier nicht erfolgen. Im preußisch-österreichischen Krieg von 1866 kämpfte das Regiment bei Nachod und Königsgrätz. Danach begann für das Regiment eine ungewohnt lange Friedenszeit, in der es zu keinem militärischen Kampfeinsatz bis zu Beginn des 1. Weltkriegs 1914 kam.
Regimentsgedenktage - Die Schlacht bei Kolin - 18. Juni 1756
Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) gehörte 1757 das Regiment Deutschmeister zum Armeekorps des Feldmarschall Leopold Graf Daun. Unter seiner Führung nahm es am 18. Juni 1757 an der Schlacht bei Kolin teil. Alle Teile des Regiments kämpften nicht nur während der Schlacht selbst, sondern auch an den nachfolgenden folgenden Gefechten hervorragend.
Der Obristwachtmeister (das ist eine frühe Rangbezeichnung für den Major) Johann Graf Soro (1730-1809) zeichnete sich dabei ganz besonders aus. Er hat während der Schlacht bei Kolin mit vier Grenadierkompanien des Regiments am rechten Schlachtflügel erfolgreich die Flanken der Infanterieregimenter Deutschmeister, Haller und Gaisruck gesichert und dadurch einen dort drohenden schlachtentscheidenden Durchbruch der Preußen verhindert. Graf Soro wurde im Kampfe schwer verwundet und verlor das rechte Bein vom Knie abwärts. Er wurde noch am Schlachtfeld zum „Obristlieutnant“ (das ist der heutige Oberstleutnant) befördert. Zwei Jahre später wurde ihm für diese Tat das Ritterkreuz des mittlerweile gestifteten Militär-Maria Theresien-Ordens verliehen.
Mit der für Österreich siegreichen Schlacht bei Kolin, wurde König Friedrich II. (der Große) von Preußen die erste Niederlage in diesem Kriege zugefügt. Er musste die Belagerung von Prag aufgeben und sich aus endgültig Böhmen zurückziehen.
Aufgrund dieses epochalen Sieges stiftete wenige Tage nach der Schlacht Kaiserin Maria Theresia am 22. Juni 1757 den nach ihr benannten Militär-Maria Theresien-Orden. Es ist dies der erste Orden der für militärische Verdienste im Kriege an Offiziere verliehen wurde, ohne Rücksicht auf ihre Religion, den militärischen Rang und gesellschaftlichen Stand. Graf Soro war der erste Offizier des Regiments, der diese hohe Auszeichnung erhielt.
Die herausragende Beteiligung aller Teile des vollständig eingesetzten Regiments während der Kampfhandlungen, das vorbildhafte Verhalten des Grafen Soro und die damit verbundene erstmalige Verleihung des Militär-Maria Theresien-Orden an einen Regimentsangehörigen und schließlich die aus der siegreichen Schlacht resultierende Befreiung von Prag und des ganzen Königreiches Böhmen, waren wohl ein Grund zur Festsetzung des Jahrestages der Schlacht zum Regimentsgedenktag.
Erstürmung der Hauptstellung bei Sokal - 18. Juli 1915
Im Juni 1925 erklärte das Regiment den 18. Juli zum neuen Regimentsgedenktag. An diesem Tag wurde während des Ersten Weltkriegs die russische Hauptstellung bei Sokal erstürmt.
Symbole der Tradition - Der blaue Uniformrock, das Deutschmeisterblau und die Zahl 4 als Regimentsnummer
Von der Aufstellung bis 1938
Zur Zeit der Gründung des Regiments gab es noch keine einheitliche Uniform für die Soldaten. Der Regimentsinhaber hatte Einfluss auf die Kleidung, diese war aber trotzdem sehr individuell gestaltet. Obwohl Kaiser Carl VI. 1708 für alle kaiserlichen Regimenter zu Fuß perlgraue Röcke vorschrieb, gab es immer noch zahlreiche Ausnahmen, so auch bei den „Teutschmeistern“.
Schließlich wurde 1748 unter Kaiserin Maria Theresia der weiße Rock ausnahmslos für alle Regimenter der Infanterie festgesetzt.
Der dunkelblaue Rock wie wir ihn heute kennen, wurde erst durch die große Reform von 1868 für die gesamte Infanterie eingeführt. Nach Einführung der hechtgrauen Felduniform ab 1909 und deren Änderung in stahlgrau 1915, blieb der alte blaue Waffenrock als Paradeuniform bis 1918 weiter bestehen.
Auch die Entwicklung der Kennfarbe, der „Egalisierungsfarbe“, des Regiments zum charakteristischen „Deutschmeisterblau“ verdient eine nähere Betrachtung.
Aus dem Jahre 1726 sind für das Regiment „Teutschmeister“ ein weißer Rock – nicht wie eigentlich vorgeschrieben perlgrau – und gelbe Ärmelaufschläge bekannt.
Ab 1738 werden zum weißen Rock blaue Aufschläge und weiße (silberne) Knöpfe getragen, ab 1767 hat der weiße Rock eine himmelblaue „Egalisierung“ und gelbe (goldene) Knöpfe.
Zum 1868 eingeführten dunkelblauen Waffenrock wurden weiterhin die schon bekannte Kombination aus himmelblauer Egalisierung und gelben (goldenen) Knöpfe getragen.
Dieser blaue Rock der k.u.k. Infanterie mit himmelblauer Egalisierung und gelben (goldenen) Knöpfen – beides zusammen, die himmelblaue Egalisierung und die gelben Knöpfe bilden das Erkennungszeichen des k.u.k. IR 4 - ist der uns allen geläufige Uniformrock der Deutschmeister aus Film, Fernsehen und von Musikkapellen und Traditionsvereinen.
Bei der Einführung der Stammnummern für alle Infanterieregimenter 1769 erhielt das Regiment die Nr. 4. Bereits 1771 wurden dem Regiment als ständiger Werbebezirk Teile des Landes Niederösterreich und der Stadt Wien zugewiesen, 1882 das gesamte Gebiet der Stadt Wien mit den angrenzenden Bezirken am linken Donauufer. Daher auch die Verbindung des Regiments mit der Stadt Wien und die Bezeichnung als „Wiener Hausregiment“. Die Soldaten des Regiments wurden von der Bevölkerung im Volksmund liebevoll als die „Wiener Edelknaben“ bezeichnet.
In der „Rennweger Infanteriekaserne“ im 3. Bezirk war das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 4 Hoch- und Deutschmeister von 1880 bis 1918 stationiert.
Nachdem der im Regiment als Unteroffizier dienende Korporal Wilhelm August Jurek den heute berühmten „Deutschmeister-Regimentsmarsch“ 1893 komponierte, wurde dieser erstmals im Kasino von Wien-Ober Sankt Veit uraufgeführt. Nach dieser Uraufführung marschierten die dort anwesenden Soldaten den Marsch laut singend und pfeifend in die Rennweg-Kaserne zurück.
Der „Inhaber“ des Regiments war der jeweilige Hochmeister des Deutschen Ordens, dessen Amt von 1530 bis 1929 umgangssprachlich „Hoch- und Deutschmeister“ genannt wurde. Im Jahre 1814 erfolgte zusätzlich zur Nummer 4 die Benennung als Regiment „Hoch- und Deutschmeister“. Von 1780 bis 1918 war immer ein Erzherzog des Hauses Habsburg-Lothringen „Hoch- und Deutschmeister“ und somit Regimentsinhaber.
Im Bundesheer der ersten österreichischen Republik wurde 1920 das Wiener Infanterieregiment Nr. 4 (IR 4) aufgestellt und erhielt in Folge den Traditionsnamen Hoch- und Deutschmeister. Es war bis 1938 in der Wiener Rossauer-Kaserne im 9. Bezirk stationiert.
Deutschmeister als Angehörige der deutschen Wehrmacht
Bei der Übernahme des österreichischen Bundesheeres in die deutsche Wehrmacht, wurde das Regiment wie folgt aufgeteilt:
Der Stab, sowie die Bataillone I und II wurden in das Infanterieregiment Nr. 134 (IR 134) überstellt, das III. Bataillon kam zum IR 131. Beide Regimenter waren Teil der 44. Infanterie-Division (44. ID) die sich aus dem Wehrkreis XVII (Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Teile des Burgenlandes) ergänzte.
Diese 44. ID geriet wie alle anderen im Kessel von Stalingrad eingesetzten Teile der deutschen Wehrmacht am 2. Februar 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft und hörte auf zu existieren. Am 1. Juni 1943 wurde die „44. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister“ neu aufgestellt und erhielt als taktisches Divisionszeichen das bekannte Deutschmeisterkreuz. Das im Rahmen dieser Division ebenfalls neu aufgestellte Grenadier-Regiment Nr. 134 (GR 134) erhielt ebenfalls eine Deutschmeisterbezeichnung –das 134. Reichs- Grenadier-Regiment Hoch- und Deutschmeister. Die Masse der Division kam zu Kriegsende am 9. Mai 1945 in US-Amerikanische, ein kleinerer Teil in Sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Deutschmeister in der 2. Republik
Die militärischen Traditionsträger im österreichischen Bundesheer der heutigen Republik haben aufgrund der verschiedenen Heeresgliederungen gewechselt, die dort eingeteilten Soldaten hingegen blieben dieselben. Der bereits 1956 aufgestellte aktive Truppenkörper Feldjägerbataillon 5 (FJgBaon 5) wurde 1963 zum Jägerbataillon 4 (JgB 4), dann 1974 zum Jägerbataillon 4 (UN) - als Heimatstab für die österreichischen UN-Kontingente in ZYPERN und SYRIEN – und schließlich 1979 in das Landwehrstammregiment 21 (LWSR 21) übergeleitet, dieses wiederum 1994 in das Jägerregiment 2 (JgR 2), gefolgt 1999 vom Jägerregiment Wien (JgR W) bis zu dessen Auflösung 2006.
Danach wurde die Garde mit der Pflege der Tradition betraut.
All diese aktiven Truppenkörper waren und sind in der Maria-Theresien-Kaserne in Wien-Hietzing (13. Bezirk) stationiert.
Von diesen aktiven Truppenkörpern wurden und werden die Miliz-Verbände aufgestellt, die ebenso Deutschmeister sind:
1979 das Jägerbataillon 4 (mob) (JgB4 mob), übergeleitet 2006 in das heutige Jägerbataillon Wien 1 (JgB W1), dessen aktiver Verband heute die Garde ist.
Etwas kompliziert erscheint die Geschichte des JgB 4 (mob). Es wurde 1979 aufgestellt, 1994 aufgelöst und gleichzeitig als „territoriales JgB 4 (mob)“ wieder neu aus Teilen der bisherigen Verbände Landwehrbataillon 211 (LWB 211) und LWB 213 errichtet.
Vom aktiven Truppenkörper LWSR 21 als nichtaktive mob-Truppenkörper aufgestellt und somit Deutschmeister waren neben dem JgB 4 (mob) auch andere aufgelöste Verbände:
LWB 211, bestand von 1979 bis 1994;
LWB 212, aufgestellt 1979, wird später zum leichten Landwehrbataillon 212 (lLWB 212) und 1987 aufgelöst;
LWB 213, bestand von 1979 bis 1994;
Landwehrregiment 21 (LWR 21), bestand von 1979 bis 1994;
Ersatzregiment 21 (ErsR 21), bestand bis 1994
JgB W1 "Hoch- und Deutschmeister" ist der aktuelle Traditionsträger
Damit ist eine Kontinuität der Deutschmeistertradition im Bundesheer der 2. Republik bis heute sichergestellt. Der Deutschmeisterbund als eine Plattform und ein Zusammenschluss aller Deutschmeistervereine wurde 1986 vom damaligen Kdt des LWSR 21 Herrn Obst (später Bgdr iR) Josef HERZOG gegründet. Von ihm stammt der allseits bekannte Ausspruch „Deutschmeister ist und bleibt man“.